„Es gibt zwei Faktoren, auf die es bei einer Software ankommt: ihre Features und ihre Struktur. Der zweite Punkt ist der wichtigere, denn er ist es, der das Wesen der jeweiligen Software ausmacht.“ – Robert Martin, Clean Architecture
Software spielt eine ungemein wichtige Rolle in unserem täglichen Leben. Mit der App auf unserem Smartphone rufen wir uns ein Taxi. Wir telefonieren mit unserer Oma über VoIP oder haben eine virtuelle Sprechstunde beim Arzt. Wir können endlose Mengen an Fotos und Ideen auf langweiligen Zugfahrten durchforsten. All dies wird durch Software ermöglicht.
Vor dem Siegeszug der Software unterlagen unsere Systeme einem zyklischen Wechsel. In einem Jahrzehnt war es angesagt, alle Funktionen in einem Gerät unterzubringen. Im Jahrzehnt darauf stellte man fest, dass diese All-in-one-Geräte mangelhaft waren, und man kehrte zu den turmhoch gestapelten Boxen mit spezifischen Anwendungsgebieten zurück. Dieses Hin und Her war normal für unsere Hardware-zentrierte Welt - bis die Software diesen Kreislauf unterbrochen hat.
Flexiblere Systeme
Zusammenarbeit und Integration befinden sich im Wandel. Auf einmal ist es für Hersteller selbstverständlich, Systeme mit einfachen Software-Anpassungen verbessern zu können. Ganze Plattformen werden systemoffen ausgeführt und stellen nur minimale Anforderungen an die verwendete Hardware.
Wie Robert Martin sagt, liegen die Vorteile eines Systems in bestimmten Features - der essentielle Aspekt ist jedoch die grundsätzliche Struktur. Ein softwarebasiertes System ist flexibler als hardwarebasierte AV-Systeme. Für ein solches System kann man sich am Freitag neue Features überlegen und sie bereits am Montag verwenden. Natürlich hat ein derart flexibler Workflow auch Nachteile, aber die Vorteile überwiegen deutlich.
„Cloud first“-Strategie
Nehmen wir als Beispiel die Plattform Zoom. Zoom ist bei weitem nicht die erste softwarebasierte UCaaS-Kommunikationsplattform, hat jedoch über die Jahre ihren Marktanteil gegenüber einigen großen Konkurrenten der Branche ausgebaut. Viele nennen als Grund hierfür, dass die Plattform von vornherein cloudbasiert entwickelt wurde.
Durch die cloud- und videobasierte Struktur ermöglicht Zoom eine flexiblere, schnellere und preiswertere Skalierung als andere Kollaborationsdienste. Da fast die ganze Hardware, die das System stemmt, in der Cloud angesiedelt ist, können die Kunden ihr System je nach Lage und Strategie dynamisch erweitern oder verkleinern. Außerdem können sie die Anpassungen quasi im Handumdrehen vornehmen – ohne 30- bis 90-tägige Wartezeiten für die Beschaffungsprozedur, neue On-Prem-Server oder Lizenzierung.
Die „Cloud first“-Strategie ermöglicht auch eine deutlich höhere Mobilität. Teammitglieder können sich, dank der global verteilten Infrastruktur, aus Kanada, Brasilien, Frankreich und China zuschalten, ohne dass dies einen höheren Aufwand verursacht. Das Ergebnis ist eine einheitliche Nutzererfahrung auf der ganzen Welt - einer der Gründe, weshalb die Nutzerfreundlichkeit von Zoom regelmäßig positiv bewertet wird. Aber die verteilte Infrastruktur hilft nicht nur in Sachen Mobilität.
Ein globales Cloud-Modell sorgt auch für einen hohen Grad an Zuverlässigkeit. Eine softwarebasierte Plattform hat viele Vorteile, und einer der wichtigsten davon ist die Zuverlässigkeit des Systems. So kann man zum Beispiel bei einer softwarebasierten Kommunikationsplattform wie Zoom konstant Verbesserungen vornehmen. Bei hardwarebasierten Systemen läuft das folgendermaßen: Es liegt ein schwerwiegendes Problem vor, das jedoch erst beim nächsten Firmware-Update in drei bis sechs Monaten behoben werden kann. Im Fall einer softwarebasierten Plattform kann man die Fehlerbehebung dagegen meist direkt vornehmen. Manchmal braucht es nur 30 Sekunden für ein Client-Update, damit alles wieder nach Plan läuft.
Das softwarebasierte Modell
Aber was, wenn Nutzer nach klassischen Tools und Geräten für den Konferenzraum suchen, die aber trotzdem die Vorteile eines softwarebasierten Systems bieten?
Dafür ist in meinen Augen das Q-SYS Ecosystem von QSC die beste Lösung. Nach dem Start entwickelte sich diese Produktlinie langsam und organisch. In letzter Zeit hat sie Fahrt aufgenommen, weil überzeugte und langjährige Nutzer von Konkurrenzprodukten zu diesem System wechselten.
Ein Großteil dieses Erfolgs ist auf die flexiblen, softwarebasierten Audiofunktionen zurückzuführen. Diese Vorteile des Q-SYS Ecosystems kommen seit einiger Zeit in Cafés und Themenparks wie auch in Kinos und Boardrooms zum Einsatz. Die hardwarebasierte ‚Flex IO‘ ist zwar vor allem ein Segen für kleinere Systeme, die Vielseitigkeit und die Leistung des Q-SYS Ecosystems werden jedoch von allen Seiten gelobt, da es Innovationen rasant vorantreiben und alle Anforderungen softwareseitig umsetzen kann. Das System ermöglicht deutlich mehr Flexibilität ohne Einbußen in puncto Leistung und Zuverlässigkeit.
Kürzlich wurde auch die Q-SYS NV Serie vorgestellt, eine native Lösung zur Netzwerk-Video-Distribution. Die leistungsstarke Lösung kann mit den bereits vorhandenen, bekannten Anwendungen konfiguriert werden und fügt sich nativ in die QSC Benutzeroberfläche ein. Somit ist sie sofort einsatzbereit, inklusive einfachem, programmierbarem Routing, einer Videovorschau und der Bedienung mit Standardfunktionen. Obwohl die Lösung relativ neu ist, haben die Transcoder des Videosystems schon einiges zu bieten – und für die Zukunft ist noch viel geplant.
Natürlich lieben Kunden die Audioverarbeitung von Q-SYS und das neue Video-Portfolio – aber noch beliebter sind die Steuerungsmöglichkeiten. Bei Q-SYS ist die Nutzererfahrung das A und O, weshalb in der DSP-Software ein Interface Builder integriert ist. Ob mit den Touchscreens der QSC TSC Serie oder Drittanbieterprodukten (iPad/Surface etc.), das QSYS Interface war schon immer übersichtlich, effizient und dynamisch.
Aber jetzt wird es noch besser.
Bei Q-SYS setzt man nun noch mehr auf die dynamischen Wurzeln des Systems - und die Nutzererfahrung ist mehr als je zuvor softwarebasiert. Dank der neu vorgestellten Q-SYS Designer Software v8.1 mit CSS zur Gestaltung der Nutzeroberfläche kann der Endnutzer die Software nun noch individueller anpassen. Das erweiterte Feature erlaubt es allen Anwendern mit Grundkenntnissen in Webentwicklung, ein komplett eigenes Design für ihre Systeme zu kreieren. Aber auch Nutzer mit geringer CSS-Expertise können die Funktion ohne eine spezielle Schulung verwenden. Das Ergebnis ist eine Umgebung, in der passgenau personalisierte Nutzererfahrungen auf Knopfdruck global skalierbar sind.
Q-SYS legt zudem viel Wert auf die Integration offener APIs. Dadurch kann Q-SYS als Steuerungsplattform zahlreiche Funktionen von zahlreichen Partnern integrieren, von Mersive Wireless Presentation Gateways bis zu Microsoft Surface Hubs. Und die Liste wird ständig erweitert. Q-SYS wird in Kürze Integrationen und Plug-ins in Kooperation mit ViewSonic, Philips, SurgeX, Juice Goose, Sennheiser, Audix und Wyrestorm bieten. Ich persönlich freue mich am meisten auf den baldigen Start des Plug-ins für Zoom Rooms.
Eine einfache, skalierbare Zukunft
Wie sich die Technologie darüber hinaus entwickeln wird, bleibt abzuwarten – aber die Grundsteine sind gelegt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die einfache Handhabung. Die Lösungen der Zukunft werden vermutlich über immer intelligentere Backend-Software verfügen, um eine einfache und intuitive Nutzererfahrung im Frontend zu ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Faktor für Plattformen im AV-Bereich ist die Skalierbarkeit. Eine softwarebasierte Zukunft bedeutet fast grenzenlose Skalierbarkeit. Der dritte, für viele Plattformen zentrale Vorteil, ist die steigende Zuverlässigkeit durch die Dezentralisierung und die Verwendung von Clouds. Der Arbeitsaufwand für die Support-Teams wird reduziert, und aufstrebenden Unternehmen wird das Wachstum deutlich erleichtert. Ein Angebot oder Produkt mit mehreren globalen Redundanzebenen ist kaum noch anfällig für Störungen.
Softwarebasierte Lösungen sind allgegenwärtig und werden immer beliebter. Die Vorteile dieser Plattformen sind offensichtlich, aber wir benötigen ein tiefergehendes Verständnis für die essentiellen Neuerungen, die softwarebasierte Technologien mit sich bringen. Keine Technologie ist ohne Schwachstellen, aber um Fehler an der Hardware zu beheben - z.B. ein loses Kabel zu reparieren - benötigte man ganz andere Voraussetzungen und Fähigkeiten. Viele Integratoren können softwarebasierte Systeme implementieren, aber die Branche muss sich insgesamt weiterbilden, um mit den technischen Neuerungen Schritt halten zu können. Die Technologie ist da, die Informationen ebenfalls. Es ist nun an uns, was wir daraus machen.