Hintergrund- und Vordergrundmusik: Zwei unterschiedliche Persönlichkeiten


Ich werde oft gebeten, den Unterschied zwischen Hintergrundmusik (hier kurz HGM) und Vordergrundmusik (VGM) zu erklären. Am einfachsten ist es, sich diese wie zwei unterschiedliche Persönlichkeiten vorzustellen – die Brüder G.-M.

Die jungen Jahre

Hans G.-M. (H. G.-M.) ist der Erstgeborene.  (Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Das sind natürlich keine echten Personen. Sorry für das Wortspiel!)   Er wuchs um 1900 auf und verbrachte seine jungen Jahre damit, eingängige Musik in Aufzügen zu spielen, um nervöse Fahrgäste zu beruhigen. Dadurch erhielt er den wenig schmeichelhaften Beinamen Hans „Aufzugmusik“ (der ihn bis heute verfolgt).

Er wurde auch als „Berieselung“ und „Ambient“ bezeichnet. Der seltsamste Spitzname aber war „Muzak“ – und so hieß auch die Firma, für die er arbeitete. So wie „Tempo“ heute stellvertretend für Papiertaschentücher steht, wurde „Muzak“ ein Synonym für Hintergrundmusik.

Volker G.-M. (V. G.-M.) ist Hans’ deutlich jüngerer, adoptierter Bruder. Er wurde 50 Jahre später gezeugt, nachdem seine musikalischen Eltern etwas über atmosphärische Sounds als Marketinginstrument gelesen hatten. Volker trat seinen ersten Job bei einer jungen Firma an, dem AEI Music Network (später DMX). Dieses Unternehmen spezialisierte sich auf ein Musikprogramm für die aufstrebende Jugendkultur, die mehr Energie und Tempo verlangte.

Die Persönlichkeiten

Hans und Volker sind ziemlich unterschiedliche Persönlichkeiten. Hans ist introvertiert, zurückhaltend, ruhig und manchmal vielleicht auch sogar ein wenig langweilig. Er hält sich gern in Museen, Kunstgalerien, Cafés, Restaurants, Spas und „No-name“-Bekleidungsgeschäften auf. Hans fährt einen kleinen Vierzylinder, der nicht wirklich viel Power hat, aber das tut, was er soll.

Volker hingegen ist extrovertiert und mag es, immer im Mittelpunkt zu stehen. Er ist so ein bisschen ein Problemkind und testet gern Grenzen aus, was ihn oft in Schwierigkeiten bringt. Volker ist eher in Sportbars, Pubs, Bowlingbahnen, Fitnessstudios und Shops für angesagte Markenklamotten anzutreffen. Volker fährt ein aufgemotztes Cabrio, weil er auf zusätzliche Power und mehr Headroom steht. (Ich gebe zu, die Wortspiele werden immer offensichtlicher...).

Die Brüder als Gastgeber

Hans und Volker veranstalten gern Events. Im Haus von Hans sind in allen Räumen viele kleine 4-Zoll-Deckeneinbaulautsprecher verteilt. Das ist ideal, um überall gefällige Musik mit einem niedrigen Lautstärkepegel abzuspielen, bei dem sich die Gäste entspannt unterhalten können. In seinen Playlisten findet sich klassische und Easy Listening-Musik.

Volker hingegen steht immer im Mittelpunkt der Veranstaltung. Er verfügt über die größte und beste Heim-Stereoanlage überhaupt, mit riesigen Lautsprechern und Subwoofern. Er findet, eine höhere Musiklautstärke sorgt für genau die coole Atmosphäre, wegen der die Gäste gern wiederkommen. Volkers Playlist ist immer topaktuell und voller populärer, energiegeladener Musik.

Am Puls der Zeit

Obwohl Hans älter ist, steht er auf neue Technologien. Er hat erst jüngst sein Heimsystem aktualisiert.  Nachdem er zum Thema Lautheit recherchiert und gelernt hat, dass das menschliche Ohr bei geringer Lautstärke weniger auf Bassfrequenzen reagiert, hat er beschlossen, seine 4-Zoll-Fullrange-Lautsprecher durch Systeme mit Subwoofern und Satellitenlautsprechern (SUB+SAT) zu ersetzen.

Er hat herausgefunden, dass die Bassfrequenzen bei modernen SUB+SAT Systemen gezielt verstärkt werden. Dies kompensiert die geringere Wahrnehmung der Bassfrequenzen bei den von ihm favorisierten Pegeln. Zugleich sind die Satellitenlautsprecher kleiner als seine Fullrange-Lautsprecher und weniger auffällig.

Damit wären wir am Ende der Geschichte.  Ich hoffe, dass, zugegeben stark wortspiel-lastiges Beispiel der G.-M.-Brüder hat geholfen, den Unterschied zwischen Vordergrundmusik (VGM) und Hintergrundmusik (HGM) und die unterschiedlichen Anwendungen von Business Music-Systemen zu verdeutlichen.

*Jegliche Ähnlichkeit der G.-M.-Brüder mit meinen beiden Söhnen ist rein zufällig.